Gesellschaftliche Diversität in der Stadtentwicklung – Perspektiven für die Zukunft

Die Integration von Drittstaatsangehörigen ist ein fester Bestandteil europäischer und nationaler Politik-Ansätze. Den gemeinschaftlichen Rahmen hierfür setzt das Förderprogramm Europäischer Integrationsfonds (EIF), das die Entwicklung nationaler Integrationsstrategien und Aktionspläne unterstützt.

Auf kommunaler Ebene haben bis zum heutigen Zeitpunkt viele Städte Integrationskonzepte für Personen mit Migrationshintergrund entwickelt. Diese Konzepte zielen überwiegend auf den Abbau von Defiziten auf Seiten der Zuwanderer, versperren dadurch aber den Blick auf Chancen und Potentiale einer von Vielfalt geprägten Stadtgesellschaft. Hier setzen kommunale Diversitätsstrategien an, die gesellschaftliche Vielfalt als Ressource für die Stadt- bzw. Landkreisentwicklung begreifen.


Während Diversität als Konzept in Großstädten zunehmend Eingang in den kommunalen Diskurs findet, hat sich der Perspektivenwechsel vom Defizit- zum Potentialansatz in kleinen und mittleren Städten bislang noch nicht vollzogen. Dabei eröffnet die Wertschätzung von Vielfalt gerade für den ländlichen Raum neue Entwicklungsperspektiven.

Herausforderungen der Zukunft
Vor dem Hintergrund einer alternden Bevölkerung sowie eines anhaltenden Bevölkerungsrückgangs insbesondere im ländlichen Raum und den daraus resultierenden wirtschaftlichen, sozialen und infrastrukturellen Folgen werden in Zukunft die Landkreise und ihre regionalen Zentren verstärkt in einen demographischen und ökonomischen Standortwettbewerb um junge Arbeitskräfte und Familien treten.

In diesem Zusammenhang stellt die potentialorientierte Förderung und Nutzung gesellschaftlicher Diversität insbesondere in Bezug auf Zuwanderer einen entscheidenden Faktor für eine zukunftsfähige und vorausschauende Entwicklungssteuerung kleinerer und mittelgroßer Städte dar.
Kommunale Diversitätspolitik ist eine Erfolgsgröße im Wettbewerb der Regionen: Sie verbessert die Lebensqualität aller Bürger, steigert die Attraktivität des Standorts und eröffnet neue ökonomische und soziale Perspektiven.

Projekt DiverseCity
Das Projekt DiverseCity unterstützte sechs Klein- und Mittelstädte sowie einen Landkreis bei der Initiierung eines kommunalen Stadt-/ Landkreisentwicklungsprozesses, der gesellschaftliche Diversität als Querschnittsaufgabe der Kommunalplanung versteht. Im Blickpunkt steht die Verknüpfung von Diversity-Ansätzen mit den ökonomischen, sozialen, kulturellen und ökologischen Entwicklungsperspektiven der Gemeinden.
Im Projektverlauf wurden neue Erkenntnisse zu spezifischen Rahmenbedingungen, Erfolgsfaktoren und Instrumenten für kleinere und mittlere Kommunen gewonnen. Aus den Praxiserfahrungen vor Ort wurde abschließend ein übertragbares Strategiekonzept für Klein- und Mittelstädte abgeleitet, das insbesondere junge Drittstaatsangehörige gezielt bewirbt und deren Potential für die integrierte Stadtentwicklung unter diversitätsorientierten Gesichtspunkten fokussiert. Als Bestandteil des Konzepts wurde ein indikatorenbasiertes Monitoring- und Evaluationssystem entworfen. In diesem Rahmen wurden Indikatoren und Standards für die Beobachtung der Entwicklung und Umsetzung diversitätsorientierter Stadt-/ Landkreisentwicklungsstrategien sowie deren Bewertung identifiziert.
Projektergebnisse sind sowohl konkrete Stadtentwicklungsstrategien für jede beteiligte Stadt als auch ein abstrahiertes Strategiekonzept für eine zukunftsweisende integrative Stadtentwicklungsplanung in Klein- und Mittelstädten.

 

Projektergebnisse

Das Strategiekonzept für Klein- und Mittelstädte steht hier als Download zur Verfügung.

Es kann ebenfalls mit einer Mail an s.gary(at)cjd-eutin.de als Buch bestellt werden.

Ergebnisse und Strategien der beteiligten Städte/ des Landkreises finden Sie unter den jeweiligen Projektstandorten.

Zentrales Ergebnis an allen Projektstandorten war die Feststellung sowohl von Befragten mit Migrationserfahrung als auch von Akteuren ohne Migrationshintergrund, dass die Vielfalt der Bevölkerung im Hinblick auf Zuwanderung im öffentlichen Leben nicht sichtbar wird - und zwar unabhängig vom tatsächlichen Bevölkerungsanteil der Zuwanderer. Der Blick auf Entwicklungschancen und Potentiale durch Zuwanderung bleibt so jedoch verstellt. Eine zentrale Herausforderung für die Zukunftsentwicklung von Klein- und Mittelstädte wird es daher sein, gesellschaftliche Diversität in allen Bereichen der Städte sichtbar zu machen und sowohl nach innen als auch nach außen positiv zu kommunizieren.
Die Etablierung einer Willkommens- und Anerkennungskultur und die dafür notwendige Schaffung einer Willkommensstruktur stehen aufgrund dessen im Mittelpunkt von Diversitätsprozessen in kleineren Städten. Diese übergeordnete Zielsetzung ist wesentliche Voraussetzung auch der handlungsfeldbezogenen Diskurse. Denn nur auf der Basis einer bewussten Wahrnehmung, Wertschätzung und Förderung gesellschaftlicher Vielfalt können die sich daraus ergebenden Entwicklungsmöglichkeiten auch realisiert werden. Potentialorientierte Öffentlichkeitsarbeit ist dabei ein wesentlicher Erfolgsfaktor. In ihrer Innenwirkung trägt eine "gelebte" Willkommenskultur zur Stärkung der Stadtgesellschaft insgesamt und des Zugehörigkeitsgefühls von Bürgern mit Migrationshintergrund im Besonderen bei. Die Entwicklung von Willkommensstrukturen, beispielsweise verbesserter Kommunikations- und Beteiligungsstrukturen, bietet allen Bürgern Raum, sich an der Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft zu beteiligen und sich mit einer zunehmend heterogenen Stadtbevölkerung zu identifizieren. In ihrer Außenwirkung kann eine Willkommenskultur das Image einer Stadt attraktiver gestalten bzw. stärken und Neubürger anwerben.

Die Initiierung von kommunalen Diversitätsprozessen erfordert eine ganzheitliche Verankerung des Themas auf höchster politischer Ebene (Top-Down-Prinzip) sowie die Beteiligung der gesamten Stadtgesellschaft und damit die Teilhabe aller Bürger und Akteure, Ressorts und Politik- und Verwaltungsebenen (Querschnittsaufgabe). Die Verknüpfung von Diversitätsstrategien mit der kommunalen Entwicklungssteuerung macht strukturelle und politische Veränderungen notwendig (z. B. in der kommunalpolitischen Steuerung/ urban governance). Die Entwicklung von Diversitätsstrategien in der Stadtentwicklung beschreibt nicht nur die Erarbeitung von Instrumenten zur potentialorientierten Förderung gesellschaftlicher Vielfalt und deren Umsetzung, sondern ist vielmehr ein Prozess der produktiven Auseinandersetzung mit dem Thema Diversität und dem Aufbau von Akteursnetzwerken zur Kooperation mit dem Ziel der Strategieentwicklung, deren Verankerung und den damit verbundenen strukturellen Veränderungen. Auf diese Weise können Synergien auf verschiedenen Ebenen erkannt und die Zusammenarbeit verbessert werden; die gerade in kleineren Städten besonders knappen Personal- und Haushaltsressourcen werden so gebündelt. Zentral ist beim gesamten Diversitätsprozess der Verbleib auf der Strategieebene, da die (alleinige) Umsetzung von Maßnahmen keine nachhaltigen Veränderungen bewirkt.

Öffentlichkeitsarbeit

Im Projekt sind über 200 Presseartikel in lokalen, regionalen und überregionalen Zeitungen, Zeitschriften, Newslettern und auf Internetseiten erschienen; hinzu kommen einige Radio- und Fernsehberichte. Ausgewählte Artikel finden Sie unter den jeweiligen Projektstandorten bzw. unter der Rubrik Preise. Bei Interesse an weiteren Artikeln wenden Sie sich bitte an die Projektkoordination.

Einen zweiminütigen Projektüberblick im Dia-Kurzfilm-Format finden Sie hier.

Ein 17minütiger Kurzfilm mit dem Titel "Vielfalt als Chance - Menschen, Potenziale, Zukunft" ist in der Projektstadt Pirna entstanden und kann hier angesehen werden.

 

Projektstandorte

  • Stadt Eutin
  • Landkreis und Stadt Neumarkt
  • Stadt Pirna
  • Stadt Überlingen
  • Stadt Uelzen
  • Stadt Versmold

 

 

 

Koordination Gesamtprojekt

Silke Gary 
Tel: 04521-70696-0 
E-Mail: s.gary(at)cjd-eutin.de

Dr. Eckart Müller-Bachmann
Tel: 04521-70696-0
E-Mail: e.mueller-bachmann(at)cjd-eutin.de

Monitoring- und Evaluationssystem

Isabell Kurz i.kurz(at)cjd-eutin.de
       
Susanne Rathlau
Tel: 04521-70696-0
E-Mail: s.rathlau(at)cjd-eutin.de

Gesamtleitung

Annelies Wiesner
CJD Hamburg + Eutin
Albert-Mahlstedt-Straße 13
23701 Eutin
Tel: 04521-70696-0
Fax: 04521-70696-20
E-Mail: office(at)cjd-eutin.de