BASED - BAltische Standards für die Erstintegration junger qualifizierter Drittstaatsangehöriger
Die Zuwanderung junger qualifizierter Fachkräfte ist in Deutschland politisch zunehmend gewünscht und wird durch den Abbau von Einwanderungshemmnissen gefördert. Dennoch entscheiden sich nur wenige junge qualifizierte Zuwandernde aus Drittstaaten für Deutschland. Die meisten dieser sind mehr an Aus- und Fortbildung als an einer langfristigen Niederlassung interessiert, andere ringen um eine angemessene Einordnung und Ausschöpfung mitgebrachter Qualifikationen und Potenziale und bleiben unter ihren Möglichkeiten beschäftigt.
Der Ostseeraum als wachsender Lebens- und Wirtschaftsraum stellt sich für die Zielgruppe der jungen qualifizierten Drittstaatsangehörigen besonders attraktiv dar, da hier im Tourismus, im Gesundheitswesen, in den erneuerbaren Energien oder der Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur vielfältige berufliche Perspektiven angelegt sind und die Lebensqualität aufgrund der Umweltbedingungen und der landschaftlichen Gegebenheiten ausgezeichnet ist. Um junge qualifizierte Zuwandernde aus Drittstaaten zu gewinnen, sie in der Region zu halten bzw. deren Erstintegration zu optimieren, werden im Projekt BASED die Bedarfe und Potenziale dieser Gruppe transnational mit dem Ziel erhoben, auf sie abgestimmte standardisierte Instrumente und Verfahren zur Beratung, Orientierung und Qualifizierungsanpassungen zu entwickeln. Parallel wird im Verlauf der Projektumsetzung die Intensivierung einer Vernetzung der Integrationsakteure im Ostseeraum angestrebt und der transnationale Austausch von Best-Practice-Ansätzen zur Erstintegration gefördert. Orte der Durchführung sind die Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern, sowie die Ostseeanrainerstaaten Polen, Estland, Finnland, Schweden und Dänemark.
In einem zweistufigen Verfahren werden junge qualifizierte Zuwandernde aus Drittstaaten sowie Integrationsakteure in jedem der teilnehmenden Länder zunächst schriftlich anhand eines Formblatts befragt (quantitativ); die zweite Stufe stellen dann Interviews mit den Personengruppen dar, die von den Projektmitarbeitern persönlich geführt werden. Die Auswertung erfolgt sowohl auf nationaler als auch auf transnationaler Ebene und dient einem nachhaltigen nationalen und europäischen Wissenstransfer. Auf Grundlage dieser Erhebungsauswertung werden ein Leitfaden zur standardisierten Orientierungsberatung und das Modell eines kommunalen Wegweisers für die Zielgruppe verfasst und in einem Feldversuch erprobt. Ergänzend wird ein Curriculum für die Weiterbildung kommunaler Integrationsakteure entwickelt, um diese für junge qualifizierte Drittstaatsangehörige, deren besondere Bedarfe, aber auch Potenziale zu sensibilisieren und ihnen den Ostseeraum als attraktive vernetzte Region unter den Aspekten Bewerbung, Orientierung und nachhaltige Integration junger qualifizierter Zuwandernder nahe zu bringen. Schließlich werden Handlungsempfehlungen für eine kommunale Zukunftsausrichtung im Hinblick auf eine optimale Erstintegration und nachhaltige Ansiedlung junger qualifizierter Zuwandernder aus Drittstaaten in großstädtischen, mittelstädtischen und ländlichen Regionen erarbeitet und im Rahmen einer transnationalen Abschlusskonferenz vorgestellt.
Partner im Projekt sind:
Das Projekt BASED wird aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds gefördert – verwaltet durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge – sowie durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein kofinanziert. Projektlaufzeit ist vom 30.06.2015 bis 29.06.2018.
Besuch bei dem Netzwerkpartner in Schweden
Vom 21. -24. November 2016 besuchte das BASED Recherche Team den schwedischen Netzwerkpartner – das Department of Global Political Studies an der Universität Malmö. Mit Unterstützung von Prof. Maja Povrzanović Frykman führte das Team Interviews sowohl mit qualifizierten Drittstaatsangehörigen als auch mit Fachkräften der Stadt-und Regionalverwaltung, der Arbeitsvermittlung, der Universität und des Gesundheitswesens durch. Im Rahmen der Befragung erhielt das Team Einblicke in Wohlbefinden sowie Herausforderungen der Drittstaatsangehörigen und erfuhr über innovative politische Ansätze und Programme in der Region, um sprachliche und bürokratische Hürden für die Zielgruppe zu senken.
in Finnland
Im Februar 2017 setzte das BASED Projektteam ihre Interviewserie im baltischen Raum fort und reiste in die finnische Hauptstadt Helsinki. Mit der Unterstützung des Finnish Youth Research Networks kam es zu Gesprächen mit dem Ministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten und Beschäftigung sowie mit der Handelskammer in Helsinki und einer Referentin für wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Tampere. Es wurde deutlich, dass der Wettbewerb um „international talents“ nach innovativen Rekrutierungsstrategien verlangt. Im Rahmen dessen wurde auch die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit hervorgehoben, die neben Möglichkeiten der beruflichen Entwicklung die attraktiven Standortfaktoren von Sicherheit, Natur sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vermitteln sollte. In einer Fokusgruppe mit qualifizierten Migranten wurden Chancen und Herausforderung der Integration diskutiert. Schwierigkeiten im Spracherwerb und im Aufbau informeller Netzwerke stehen attraktive Beschäftigungsfelder etwa im Bereich Softwareentwicklung und eine hohe Lebensqualität gegenüber.
in Polen
Vom 4.-6. April 2017 reiste das Projektteam nach Polen, um die transnationale empirische Phase fortzuführen. Das Team wurde von Dr. Joanna Bielecka-Prus von der Fakultät für Philosophie und Soziologie an der Maria Curie Sklodowska Universität in Lublin empfangen. In einer Fokusgruppe mit Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen städtische Verwaltung, Internationale Organisationen (IOM), NGOs, Migrantenorganisationen, Wissenschaft und Religionsgemeinschaften wurden aktuelle Phänomene der polnischen Migrationspolitik diskutiert. In einer weiteren Fokusgruppe äußerten sich Studierende aus der Ukraine über Herausforderungen der Integration.
in Dänemark
Vom 26.-28. April reiste das BASED-Team nach Kopenhagen, um die Situation qualifizierter Migrantinnen und Migranten in einem weiteren Mitgliedstaat der baltischen Region zu untersuchen. Mit der Unterstützung des Rådet for Etniske Minoriteter wurden eine Bandbreite von Akteuren befragt, die Ansätze der Fachkräfterekrutierung diskutierten und Dienstleistungsangebote für diese Zielgruppe auf nationaler und kommunaler Ebene vorstellten. Neben ministeriellen Vertretern wurden auch Arbeitgeber sowie Migrantinnen selbst befragt. Im Rahmen der Interviews wurden zukunftsweisende Perspektiven aufgezeigt – nicht nur im Sinne eines nationalstaatlichen „branding“ sondern auch mit Blick auf den Ostseeraum als attraktiver Standort der Beschäftigung.
in Estland
Nur wenige Tage nach dem diesjährigen Mittsommerfest reiste das BASED Projektteam nach Tallinn in Estland und konnte hier die besonderen „weißen Nächte“ erleben, in denen die Sonne nicht untergehen zu scheint. Mit der Unterstützung von Anna Markina und Aet Annist von der Universität Tartu führte das Team eine Reihe von Einzel-und Gruppeninterviews mit Migranten durch und erfuhr im Zuge dessen unter anderem von der Attraktivität der Start-Up Kultur in Estland und von den Möglichkeiten, eine „Nische“ in einem kleinen, jüngeren EU Mitgliedstaat zu finden. Darüber hinaus sprach das Team mit dem National Contact Body des Europäischen Netzwerkes für Migration, wo estnische Rekrutierungsbemühungen von qualifizierten Drittstaatsangehörigen aber auch von abgewanderten estnischen Staatsbürgern erläutert wurden. Dabei sollen die bürokratischen Hürden für „Work in Estonia“ abgebaut werden.
Abschlussveranstaltung
Am 15.06.2018 fand in den Räumlichkeiten der Patriotischen Gesellschaft von 1765 in Hamburg die Abschlussveranstaltung des AMIF-geförderten Projekts BASED (Baltische Standards für die Erstintegration junger qualifizierter Drittstaatsangehöriger) statt. Etwa 30 Teilnehmende aus Politik, Wirtschaft, NGOs und Universitäten aus den 3 norddeutschen Bundesländern Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sowie den Ostseeanrainerstaaten Polen, Estland, Finnland, Schweden und Dänemark erhielten einen Einblick in Projektergebnisse und diskutierten über die Anwerbung und Integration qualifizierter Zugewanderter in den Ostseeraum. Der Austausch über die eigene Arbeit und aktuelle Entwicklungen in den Ländern trug sowohl für die Teilnehmenden als auch für das Projektteam zu einer gelungenen Veranstaltung bei.