I.N.T.I.T.
INtegrated Trauma Informed Therapy for Child Victims of Violence
Europaweit sind Millionen von Kindern Gewalterfahrungen ausgesetzt. Die Datenlage bleibt lückenhaft, jedoch schätzt ein Bericht des Europäischen Parlaments von 2014, dass jährlich 18 Millionen Kinder in Europa Opfer von sexueller Gewalt werden, 44 Millionen von physischer Misshandlung betroffen sind und 55 Millionen unter psychologischer Gewalt leiden.[1]
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, das Kindeswohl nach Gewalterfahrungen bestmöglich zu schützen und Re-traumatisierungen zu verhindern, bedarf es komplexer präventiver Maßnahmen sowie umfassender Versorgungssysteme. In einer Kooperation zwischen den Partnerländern Italien, Spanien, Estland, Zypern und Deutschland beschäftigt sich das Projekt I.N.T.I.T. daher mit der Versorgung von Kindern mit Gewalterfahrungen in den verschiedenen Systemen der Kinder- und Jugendhilfe, Schule, Polizei, Strafjustiz und (psychischen) Gesundheit. Ein besonderer Fokus liegt zum einen auf der Sensibilisierung von Fachkräften für „trauma-informierte“ Ansätze der Versorgung und zum anderen auf der Integration von Versorgungsangeboten.
[1] Dimitrova-Stull, Anna (2014): Violence Towards Children in the EU. European Parliamentary Research Service. p. 14.
Mehr Infos
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Warum trauma-informierte Versorgungsangebote?
Wissenschaftliche Erkenntnisse verweisen zunehmend auf folgende positive Auswirkungen des ursprünglich in den USA begründeten “trauma-informed care” (TIC) Ansatzes: (1) Unterstützung von sozialen Trägern, Familien und Systemen in ihren Bemühungen, die Bedürfnisse von Kindern mit Traumaerfahrung zu erkennen und ihnen zu begegnen; (2) Steigerung der Effizienz von Versorgungssystemen für Kinder durch die Förderung einer gemeinsamen Sprache; und (3) Förderung von Erwachsenen (Eltern/Fürsorgeberechtigte) – die eine wichtige Rolle im Kontext von TIC haben – in ihren Kompetenzen im Umgang mit den Auswirkungen des Traumas.
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Warum Integration von Angeboten?
Fehlende oder mangelhafte Kommunikation zwischen verschiedenen Systemen und Angeboten gilt als eine wesentliche Quelle der Re-traumatisierung, insbesondere für schutzbedürftige Opfer, die vor der Herausforderung stehen, ihre Geschichte mehrfach zu wiederholen (z.B. bei Polizei, Psycholog*innen, Sozialarbeiter*innen, vor Gericht) oder die mit logistischen Herausforderungen der Erreichbarkeit von Angeboten konfrontiert sind. Angeboten, die isoliert arbeiten, fehlt es an wichtigen Informations- und Wissenstransfers. Zudem führt die fehlende Kooperation zu Redundanzen in der Erhebung von Daten und hemmt die Verweisberatung an andere relevante Akteure.
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Projektablauf
Vor diesem Hintergrund sind im Rahmen des Projektes folgende Projektschritte vorgesehen, die zum einen die Versorgungs -und Behandlungsebene und zum anderen die Systemebene beleuchten: - Transnationaler Austausch von guten Praxisbeispielen von trauma-sensiblen Versorgungsansätzen - Entwicklung einer Train-the-Trainer Methodologie und eines Handbuchs für Fachkräfte - Train-the-Trainer Workshops - Fachaustausche zur Sensibilisierung von Fachkräften und Entscheidungsträger*innen - Entwicklung von Leitlinien für den Ausbau von trauma-informierten Ansätzen Auf der Versorgungs- und Behandlungsebene nimmt I.N.T.I.T. evidenzbasierte Ansätze in den Blick. Maßnahmen und Angebote basieren zunehmend auf Grundsätzen wie dem der „child-friendly justice“. Gleichzeitig gilt es zu erkennen, dass jene Grundsätze häufig nicht direkt in die Praxis umzusetzen sind und es daher klarer Definitionen und Evaluationen dessen bedarf, was sich innerhalb eines gewissen Ansatzes für die Praxisanwendung bewährt hat. Auf der systemischen Ebene wird I.N.T.I.T. verschiedene Ansätze wie etwa das Barnahus (childhood house) Modell untersuchen, das sich derzeit in zahlreichen europäischen Mitgliedstaaten etabliert und als ein effektiver Ansatz von „child-friendly justice“ und der Integration von Angeboten gilt.
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Finanzierung
I.N.T.I.T. ist ko-finanziert durch die Europäische Kommission, Generaldirektion für Justiz und Verbraucherschutz. Koordinator ist das Psychoanalytic Institute for Social Research (Italien) in Partnerschaft mit 5 weiteren europäischen Partnern ASL Roma D (Italien), Asociación Consensus (Spanien), Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands e.V. (Deutschland), University of Cyprus (Zypern), University of Tartu (Estland).
Projektlaufzeit
Projektbeginn: 1. April, 2020
Projektende: 31 März, 2022
Verlängert bis 30.09.2022
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Projektpartner






